Energie aus Biomasse – Flexibilisierung von Kläranlagen

3.1 Reflexionsbedarf aufgrund möglicher nichtintendierter Wirkungen

Auch wenn das Anliegen von FLXsynErgy in ethischer Hinsicht grundsätzlich zu begrüßen ist, wirft das Projekt Fragen auf, die es kritisch zu reflektieren gilt. Wie jedes komplexe Vorhaben kann auch dieses Projekt vielfältige direkte und indirekte (Folge-)Wirkungen entfalten, die teilweise intendiert, teilweise nicht beabsichtigt, aber doch erwartbar sind. Daher wirft auch ein Projekt, das grundsätzlich ethisch positiv zu bewerten ist, gleichwohl ethische Fragen auf. Auch hier gilt: Soll das Vorhaben verantwortbar sein, müssen die vielfältigen möglichen (Folge-)Wirkungen

 

·         hinsichtlich ihrer Wahrscheinlichkeit und ihrer Qualität und Intensität einigermaßen realistisch eingeschätzt werden

 

·         ethisch bewertet werden – in diesem Fall v.a. in umwelt- und sozialethischer Perspektive.

 

In dieser ethischen Bewertung sind auch unterschiedliche Optionen und Szenarien des Projekts einer vergleichenden Betrachtung zu unterziehen. Dabei geht es angesichts vielfältiger Sachzwänge oder auch möglicher Zielkonflikte nicht darum, die eine moralisch perfekte Vorgehensweise zu finden, sondern für unterschiedliche Ausgangssituationen, in denen Kläranlagen agieren, realistisch machbare und möglichst gute Optionen zu identifizieren.

Ergebnisse ethischer Bewertungen nutzen

Werden diese ethischen Bewertungen in der Umsetzung des Projekts so berücksichtigt, dass sie handlungsorientierende Kraft entfalten – etwa als relevante und praktikable Kriterien im „Leitfaden“ – kann die angezielte Flexibilisierung der Kläranlagen als technologische Innovation tatsächlich einen auch im ethischen Sinne wertvollen Beitrag zur sozial-ökologischen Transformation und zum guten Leben der Menschen leisten. Wird dieser wertvolle Beitrag angemessen kommuniziert, kann dies die gesellschaftliche Akzeptanz des Projektanliegens befördern.

 

Ein weiteres Resultat der ethischen Bewertung kann darin bestehen, Hinweise an die Politik zur Weiterentwicklung der (rechtlichen) Rahmenbedingungen und Anreizstrukturen zu geben, unter denen Kläranlagen betrieben werden – vor allem dann, wenn diese Vorgaben machen oder Anreize setzen, die de facto eine klima- und umwelt-freundliche Weiterentwicklung erschweren.